Aus dem Logbuch der Adler:
Bevor wir mit unserem Buch beginnen, wollen wir uns zunächst einmal vorstellen.
Nach einer kleinen Krisenzeit, die nicht alleine unsere Patrulle befiel, blieben uns 4 Jungpfadfinder, zu denen ich als Neuling kam. Aber nun beginnt es Gott sei Dank wieder mit den Adlern aufwärts zu gehen. Wir wollen nicht mit vielen Worten prahlen, sondern nach B P's Beispiel ruhig und gewissenhaft unseren Pflichten als Pfadfinder nachkommen und sowohl in schönen, als auch in trüben Stunden fest und treu zusammenhalten. Mit diesen Grundsätzen wollen wir leben und uns bemühen wirklich richtige Pfadfinder zu sein. HG
Im Jänner 1952 hatten wir 4 Heimabende und 4 Patrullenabende. Die Hauptbeschäftigung an unseren Patrullenstunden war die Erlernung des Morse-Alphabets und der Knoten. An den Heimabenden beschäftigten wir uns mit Erster Hilfe, mit dem Tauendbund und mit einigen netten Spielen (Kim). An den beiden ersten Heimabenden im Februar lernten wir das Anlegen eines Wundverbandes und die Behandlung offener Wunden sowie die Anfertigung einer einfachen Tragbahre aus Pfadfinderstöcken und Blusen. Mit der ersten Hilfe machten wir ganz schöne Fortschritte. An den Patrullenabenden beschäftigten wir uns mit dem Pfadfinderschritt, Kim und Anderem.
März 1952. Die Zeit vergeht sehr schnell - nun ist es schon wieder März, freilich, es scheint , als ob der Frühling noch lange nicht kommen möchte, aber für uns Pfadfinder beginnt eine recht regsame Zeit, denn die Zeit des Georgstages rückt schon immer näher. Und weil wir hoffen, dass wir diesmal wieder das Ansehen unserer Patrulle heben können, müssen wir natürlich fest darauf losarbeiten. Und wenn man uns auh sagt, dass "die alten Sitten schon wieder einreissen" , so werden wir uns trotzdem anstrengen. Im März hat sich eigentlich schon einiges geändert; unser Hase lässt nichts mehr von sich hören, was ich ihm ganz gut nachfühlen kann, weil er nach dem Schikurs ganz brutal seines Amtes als HiKo enthoben wurde. Aber auch positiv habe ich zu bemerken, daß sich in unserer Patrulle eine gewisse Systematik eingebürgert hat, denn seit neuestem wird über die Patrullenabende genau Buch geführt. Dies hat einige Vorteile zufolge.
Nun auch einiges über den PWK am letzten Samstag. Die Systematik hatte sich bei uns so stark eingenistet, dass wir, wenn die Meldung nur um ein einziges Wörtchen abgewichen wäre, einen Vorsprung von mindestens 10 Minuten gehabt hätten. Das klingt ja sehr gelehrt!, aber die Sachlage stand so: Meldung: "Wann geht ein Zug nach Baden?" . (Da ist eine Frage die so verblüfft, daß man auf den Fahrplan schaut). Wir ließen uns verblüffen. Wir nahmen an, die Frage heisst: "Wann geht der NÄCHSTE Zug nach Baden?" Ohne Morsetafel wurde übersetzt, ich sprang auf das Rad und - in 6 Minuten hatten wir die Antwort: 18:20 !
Die Füchse übersetzten brav mit Morsetafel und in 4 Minuten stand die Frage auf dem Papier. Einer wusste zufällig einen Zug und man meldete. Mit eineinhalb Minuten Vorsprung hatten die Füchse gesiegt. Zufall. Und die Moral von dieser Geschicht': Betreibe Systematik mit Verstand.
Am letzten Heimabend war der Feldmeister von Mödling bei uns. Wir mussten einen Bericht über Erste Hilfe bei Ertrunkenen geben, wobei sich unsere Meinungen um einiges differenzierten. Der PWK war ein glattes Fiasko, aber wir konnten mit einigen Punkten die Oberhand behalten. Auch unser Kornett war am Patrullen- und Heimabend abwesend.
Am letzten Patrullenabend spielten wir ein Windrosenspiel und nachher knüpften wir die edlen Bande des Mittelmannsknoten auf eine neue Art.
Im allgemeinen herrscht aber eine ganz gute Stimmung und wir erwarten froh das Kommende.
Inzwischen ist es schon April geworden, die Tage werden wieder merklich länger, und bei schönem Wetter kann man die Patrullenabende im Freien abhalten. Immer näher rückt der 20. April, der Tag des Versprechens und des St. Georgs-PWKs. Deshalb übten wir auch schon das Aufstellen und Abbrechen der Zelte, und wir kamen zu dem Zeitresultat von 3 min 40 sec. Und noch eine erfreuliche Tatsache ist bemerkenswert: unser Haase ist wieder brav zurückgekehrt. Er hatte sich ja immerhin schon 2 Monate nicht blicken lassen. Seit Neuestem beschäftigten wir uns intensiv mit der Landkarte und den einzelnen Zeichen. Auch das muß geübt werden!
Samstag, 19.4.52: Die Stimmung wird schon immer erregter: Morgen ist das PWK. Aber wir sind optimistisch und haben uns mit den Fuchsen ausgemacht ihnen den 2. Platz (eine Stange Wurst als Preis) zu überlassen. Wir selbst sind mit dem 1. Preis zufrieden!
Sonntag, 20.4.1952: Sankt Georgstag
Heute ist unser PWK in Kaltenleutgeben und die Versprechensfeier.
In Kaltenleutgeben empfängt uns der Pfarrer, der zugleich Feldmeister ist, und nach dem gemeinsamen feierlichen Pfadfindergottesdienst folgt um 12 Uhr ein gutes Essen (Kartoffelgulasch und Leberkäse), anschließend finden die Vorbereitungen für den St. Georgs-PWK statt.
Die Kaltenleutgebner und Mödlinger sind äußerst zuversichtlich und sind sich ihres 1. Platzes sicher. Doch sie sehen nicht einen kleinen Adler am Himmel, der ihnen den ersten Platz vor der Nase wegschnappt.
Es hat auch tatsächlich alles geklappt und wir erhielten bei der Siegerehrung als Preis eine originelle Torte und eine Siegerschleife.
Anschließend fand dann gleich ein Festschmausen statt und in unserem Heim begann ein historischer Augenblick: DieTorte ging den Weg allen Fleisches...
Mai 1952
Fahrrad-PWK in Gaaden.
Es war ein sehr schöner Tag, der 4. Mai. Um 7 Uhr ging unsere Patrulle zur Messe und um 8 Uhr starteten wir ohne - Kornetten. Nun, so musste halt unser lieber HK die Patrulle führen, und er tat es auch, in seinem ganzen belehrenden Eifer, nahm gleich ein neues Patrullenbaby auf (wovon wir eigentlich schon eines besitzen) und im frohen Galopp ratterten unsere Drahthengste über den Katzenkopf.Wir fuhren über den Liechtenstein nach Gaaden. Nach kaum einer dreiviertelstunde waren wir dort, nachdem wir noch unsere 3 restlichen Fuchsen aufgelesen hatten. Nun nahte mit Riesenschritten der Beginn dieser "tollkühnen Wettfahrt". Es starteten ganze s e c h s Patrullen, von denen wir mit 6 Mann die 2.größte waren. Und nun wirbelten in raschem Lauf Wasserbehälter, Papierfetzen, Zetteln, Steine und Fahrräder durch die Luft. Nach einer tollkühnen Sturzfahrt hatte unser Baby einen Patschen und startete geistesgegenwärtig mit einem anderen Drahteselchen. Ganz solide nahmen wir ein Hindernis nach dem anderen und unter anderem auch auch einige Sterne, Luftsprünge und diverse Forststangen und Achterbahnen mit, und erreichten nach einer rasenden Talfahrt das letzte Hindernis, wo wir noch einen halben Kilo schweren Stein schätzen sollten. Jeder brachte einen anderen jungen Felsen daher, und der schwerste wog 1 kg 26. (Spätere Nachforschungen ergaben eine noch höhere Rekordzahl einer anderen Patrulle). Und nun folgte das Finale. Stählerne Muskeln jagten die Drahtrösser auf den Berg hinauf, dem Ziel entgegen. Oben warteten wir noch eine runde Viertelstunde auf unser Baby II., der alsbald auch in brausender Fahrt heranblitzte. Das Ergebnis: Ein ehrenvoller 4. Platz unter 6 Patrullen.
Die PWK-Aufgaben:
1. Du hast 2 Kessel mit Fassungsraum von 7 Liter. Fülle diese mit soviel Wasser als du denkst zu Schiedsrichter 1 bringen zu können. Pro abgegebenen Liter 10 Punkte
2. Fahre den vorgeschriebenen Kreis, nimm das Papier während der Fahrt auf, wirf es in den Korb und melde dich beim Schiedsrichter 3. Für jedes aufgehobene Papier 20 Punkte, für jedes eingeworfene Papier 10 Punkte.
3. Besteige von links dein Fahrrad und steige beim Schiedsrichter 4 rechts ab. Für richtiges Absitzen beim Schiedsrichter 30 Punkte.
4. Fahre über diesen Balken und anschliessend unter der gespannten Schnur durch ohne sie zu berühren. Für geglückte Balkenfahrt 40 Punkte, jedes Berühren des Bodens mit den Füssen minus 40 Punkte, Schnurfahrt 10 Punkte.
5. Fahre die vorgeschriebene Achterschlinge und anschliessend durch 3 Tore zu Schiedsrichter 7. Richtig gefahrene Achterschlinge 50 Punkte, alle 3 Tore richtig durchfahren 30 Punkte, Jedes Überfahren der vorgezeichneten Linie, sowie berühren der Stöcke minus 33 Punkte.
6. Nehme jeder von euch einen 1/2 kg schweren Stein mit und gebe diesen bei Schiedsrichter 8 ab. Für richtiges Gewicht 25 Punkte. Je dkg mehr oder weniger minus einen Punkt.
7. Fahre so rasch es die Sicherheit zulässt zum Ziel (Start)
PFINGSTLAGER 1952 in Gaaden
Wie jedes Jahr zu Pfingsten versammelte sich die Kolonne Mödling auch heuer wieder in Gaaden um ein gemeinsames Lager abzuhalten. Samstag, der 31. Mai wurde dem Aufbau gewidmet. Am Abend war ein kleines Lagerfeuer, das den arbeitsreichen Tag beschloss. Der rupp Maria Enzersdorf war mit 3 Patrullen anwesend. Darunter die Patrulle Adler mit 4 Mann und zwar K. Gieler, HK Pleuer, Pfadfinder Moser und Neuling Bernhard. Die Hirschen mit 4 und die Fuchsen mit 8 Mann.
Schifahren in Saalbach